Das Wochenende vergeht viel zu schnell. Wieder Montag,
wieder Schule. Mario muss mit Madame Dupont reden und ich will Castiel und Nate
aus dem Weg gehen. Ich frage mich, warum Castiel so komisch reagiert hat, als
ich über Nate’s Annahme lachen musste. Wieso ist das Leben eigentlich immer so
schwierig? Man sollte bei der Geburt eine Beschreibung dafür bekommen, damit man
immer weis, wie man sich verhalten soll. Nate hat mir mit seiner Kampfansage,
doch etwas Angst gemacht. Ich will einfach meine Ruhe vor den Jungs erstmal
haben.
,, Sasa? Hast du mal kurz Zeit?“ ,, Hallo Dajan, wie waren
deine Ferien?“ ,, Sehr anstrengend, aber danke, dass du fragst. Kannst du
wieder mitspielen?“ ,, Ja, ich bin richtig froh darum, ich habe in den Ferien
auch etwas trainiert.“ ,, Sehr schön, wir werden nämlich ab jetzt mehr
trainieren, da ich uns nun endlich als Mannschaft angemeldet habe. Könntest du
es den anderen sagen?“ ,, Klar, kann ich machen.“
Bis zur zweiten Pause habe ich allen Bescheid gesagt. Ab
Morgen ist hartes Training angesagt. Natürlich habe ich mich gedrückt und es
Lysander gesagt, der es Castiel mitteilen wird. Nach der Schule treffe ich
endlich Mario, er war den ganzen Tag nicht im Unterricht und sitzt jetzt im
Garten der Schule. ,, He, was ist denn los?“ Niedergeschlagen schaut er mich an.
,, Ich darf nicht hin und herpendeln, meine Eltern haben für mich entschieden.
Ich werde wieder nach Berlin gehen müssen.“ Für mich bleibt eine Welt stehen.
In diesem schönen ruhigen Garten fallen diese harten Worte, die mir den letzten
Halt in meinem Leben nehmen. Der Wind pfeift durch die Bäume und durch mein
Haar. Wieder muss jemand gehen, den ich so gern habe, wieder alleine. Mir
laufen die Tränen über die Wangen. ,, Mario…“ ,, Sag nichts Kleines, jedes Wort
wäre jetzt zu viel.“ Er kommt auf mich zu und nimmt mich in den Arm. ,, Der
Flug geht noch heute Abend.“ Ich schaue ihn verzweifelt durch einen
Tränenschleier an. Das Letzte was ich spüre, ist der Kuss, den er mir auf die
Stirn drückt.
,, Bleib bitte immer Stark. Du kannst alles, wenn du es nur
willst.“
Ich weis nicht, wie lange ich im Garten sitze und weine. Es
könnten Stunden oder auch nur Minuten sein.
,, Warum weinst du?“ Vor mir steht
Nate. ,, Es ist nichts.“ ,, Wegen Mario stimmt´s?“ ,, Nate, ich wäre gerne
alleine.“ ,, Jeder muss mal weinen. Darf ich mich zu dir setzen?“ Er setzt sich
ohne meine Antwort abzuwarten. ,, Es ist nicht einfach, wenn in so kurzer Zeit
so viel passiert. Aber du packst das. Du hast doch noch andere Freunde.“ ,,
Nate, du verstehst das nicht. Ich habe Mario zurückgelassen, er kam mir
hinterher. Wir können nicht ohne einander. Wir sind wie Zwillinge. Aber ich
muss hier bleiben und er muss nach Berlin. Wir waren die perfekten Freunde,
haben alles zusammen gemacht.“ Ich muss bei dem Gedanken lächeln, was wir so alles
durchgemacht haben. ,, Was habt ihr denn so gemacht?“
,, Naja, wir hatten eine kleine Band und haben immer in
kleinen Clubs gespielt, dass war die schönste Zeit.“ Ich werde blass und sehe
ihn an. ,, Das habe ich dir nicht erzählt ja?“ ,, Aber warum darf ich das denn
nicht wissen?“ ,, Es ist meine Vergangenheit und das soll sie bleiben.“ ,, Aber
Musik ist doch etwas schönes, wieso solltest du damit aufhören?“ ,, Wie schon
gesagt, Vergangenheit bleibt Vergangenheit.“ ,,Ich würde dich gerne mal spielen
hören Sasa.“ Kopfschüttelnd stehe ich auf. ,, Nein Nate, dass wird wohl nicht
passieren.“ ,, Warte mal.“ Er ist nun auch aufgestanden und hebt meine Hand
fest. ,, Wenn du mal jemanden zum reden brauchst. Ich bin immer für dich da
ja?“ Lächelnd bedanke ich mich bei ihm und mache mich auf den Heimweg. Wiedermal sitze ich nachdenklich in der Bahn.
Kopfhörer auf den Ohren und höre ganz laut, eine meiner neu entdeckten Bands.
,, Autsch.“ ,, Tut mir ja Leid, aber wenn du mich nicht reden hörst muss ich
dich halt zwicken.“ ,, Was willst du Cas?“ ,, Hast du eine schlechte Laune.
Mario ist weg oder?“ Ich sehe ihn traurig an. ,, Ja und ich bin wieder ganz
alleine.“ ,, Du bist doch nicht alleine. Du hast doch noch die Mädels. Was
hörts du da eigentlich?“ ,, Mhm? Achso, die Band heißt The Cab, haben ganz
tolle Lieder.“
,, Kenn ich gar nicht.“ ,, Ja, die sind hier auch nicht so
bekannt.“ Er nimmt mir meinen einen Kopfhörer ab und hört sich das gerade
laufende Lied an. Angel with a shotgun. ,, Nicht schlecht. Schnulzenrock. Fast
schon ein tiefgründiger Text.“ Er schmunzelt. ,, Ja, schon. Aber sowas brauch
ich auch mal.“ Wir stehen nun unschlüßig an der Haltestelle. ,, Nunja, wir
sehen uns dann morgen Cas.“ ,, Ja und halt die Ohren steif ja? Er wird
wiederkommen.“
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