Die ganze Schule ist leer, immerhin ist heute der letzte Schultag.
Wer bleibt da freiwillig länger? Ich. Aber wieder höre ich Geräusche, immerhin
habe ich diesmal eine Taschenlampe dabei. Ich schleiche wieder hinter zu den
Hinterräumen, wo die Geräusche das letzte Mal herkamen. Das ist auf keinen Fall
ein Gespenst. Ich höre eine Gitarre, wie auch jemanden singen. Wer kann das nur
sein?
,, Machen wir für heute Schluss oder?“ ,, Wenn du meinst.“
Das hört sich irgendwie nach Lys und Castiel an. Ich
verstecke mich zwischen den Spinden, es ist stockdunkel und sie sehen mich
nicht, als sie an mir vorbeilaufen.Ich nutze die Chance und mache die
Taschenlampe an.
,, Sagt mal, was macht ihr um diese Uhrzeit noch hier?“ Sie
bleiben geschockt stehen.
,, Sasa, bist du das?“ ,, Nein der Weihnachtsmann, ihr
werdet dieses Jahr keine Geschenke bekommen. Natürlich bin ich es…Also?“
,, Dich geht’s gar nichts an, was wir hier machen.“ ,, Danke
für deine Freundlichkeit, Castiel.“ Ich schaue Lys an. ,, Weist du, wir
benutzen den Raum unten als Proberaum, aber ohne, dass es jemand weis.“ Für was
Proben die beiden bitte? Stimmt, ich habe vorhin eine Gitarre gehört. Castiel
hat auch einen Gitarrenkoffer in der Hand. ,, Aber was macht ihr wegen dem
Sicherheitsmann?“ Plötzlich hören wir eine Tür zuschlagen. ,, Na super…“ ,, Was
machen wir jetzt?“ ,, Ist das etwa der Sicherheitsmann?“ Lys rennt auf einmal
um die Ecke, Castiel nimmt meine Hand, irgendwie ein schönes Gefühl, er zieht
mich ebenfalls um die Ecke. ,, Los runter in den Raum.“ Nun stehen wir alle
unten, vor dem abgelegenen Musikraum und warten.
,, Was..mmhhh“ Castiel hält mir den Mund zu und drückt mich
mehr an sich, damit wir besser versteckt in der Ecke sind. Ich spüre an meinem
Rücken seinen Herzschlag, seine andere Hand umfasst meine Hüfte, ich bekomme
eine leichte Gänsehaut. Der Sicherheitsmann läuft an uns vorbei- durch irgendein
Glück hat er uns nicht gesehen. Lys läuft langsam die Treppe hoch und schaut, in
welche Richtung er verschwindet. Castiel hält mich immer noch an sich gedrückt,
es ist komisch so nah an ihm zu sein. Ich fühle mich sicher bei ihm. ,, Hob
kommt schnell hoch.“ Ich versuche über die Schulter zu ihm hoch zu schauen er
wird leicht rot und schubst mich von sich weg. Wir rennen die Treppe hoch und
zum Ausgang. Erst hinter dem Schultor bleiben wir stehen. Das Rennen ging sogar
ohne Schmerzen. ,, Ok, dass war wirklich knapp. Sagt mal spinnt ihr eigentlich
abends in der Schule zu Proben??? Wenn ihr erwischt werdet!!“ ,, Bis jetzt hat
uns ja noch nie jemand bemerkt.“ ,, Außer du.“ ,, Wartet, dann wart ihr das
damals auch, als ich meine Bücher vergessen hatte?“ Beide nicken und grinsen
dabei. ,, Ihr habt es mir nicht mal sagen müssen? Ich weis, warum ich euch alle
ignorieren will.“ Lysander sieht mich komisch an. ,, Was hab ich dir denn getan? Das
Cas nicht mehr in deiner Gunst steht ist ja klar, aber ich?“
Castiel sieht ihn verdammt böse an. ,, Halts Maul…“ ,, Nein
ihr geht mir alle auf die Nerven, die Schule geht mir auf die Nerven. Ihr macht
euch doch alles kaputt, erpresst und belügt euch. Ich bin echt froh, dass ich
jetzt erstmal zwei Wochen vor euch Ruhe habe.“ Mit diesen letzten Worten rausche
ich zur Bahn und verschwinde in die Herbstferien. Zurück lasse ich zwei
bedröppelte Jungs und eine verrückte Schule.
,, Die haben eine Band?“ ,, Ja Mario, zum hunderttausendsten
Mal die haben anscheinend eine Band.“ ,, Mensch, da musst du mitmachen, so wie
in Berlin, als wir beide durch die Clubs gezogen sind.“ ,, Hör zu, ich bin
jetzt in Paris. Ich bin nicht mehr diese Sasa klar? Hier in Paris läuft das
anders, Mädchen haben schick zu sein und zu shoppen. Aber sie haben nicht in
kleinen versifften Clubs, egal wie schön das auch ist, zu sein und eine Show zu
machen.“
,, Aber dein Talent- unser Talent.“ ,, Mario, du kannst
gerne wieder nach Berlin und alleine weitermachen.“ ,, Klar, als Klavierspieler
alleine in Clubs.“ ,, Naja, da hast du ja auch wieder Recht. Aber hör zu, diese
Gitarre, bleibt da drin. Sie darf nicht mehr
in die Öffentlichkeit verstanden?“ ,, Mein Gott, nur wegen diesem blöden Kerl?
Der hatte doch eh keine Ahnung von Musik, jeder kann doch mal einen schlechten
Tag haben. Aber deswegen musstest du doch nicht Hals über Kopf aus Berlin weg.“
,, Ich war einfach froh, dass meine Eltern mich wegschicken wollten, auch wenn
ich es ja nicht unbedingt zugeben konnte. Mensch Mario, dieser scheiß Kerl hat
mir das Herz gebrochen klar? Das ist sehr wohl ein Grund abzuhauen.“ ,, Nein,
das ist schwach und das weist du auch. Du versteckst dich hier in dieser
perfekten Stadt, in diesem perfekten Haus, in der perfekten Schule, mit
perfekten Menschen, ok ein paar Ausnahmen gibt es schon. Versteckst deine
tollen Klamotten von früher und willst mir wirklich sagen, dass du einen Grund
hattest abzuhauen? Du warst ein Star- ein Undergroundstar, aber ein Star. Du sollst
dich nicht von so Typen manipulieren lassen. Du hast eine Stadt- deine Stadt-
im Stich gelassen und mich. Deinen besten Freund, du hast mir drei Stunden
bevor du abgeflogen bist Bescheid gesagt, denkst du das war toll?“ ,, Mario…ich
wusste doch nicht, wie ich es dir sagen sollte.“ Er ist sauer und verschwindet
auf den Balkon. Ich gehe zu ihm raus. Er steckt sich eine Zigarette an, seit wann
raucht er denn? ,, Mario, es tut mir doch leid, aber ich bin halt schwach.“ ,,
Nein verdammt, das bist du nicht. Ich habe von klein auf zu dir aufgesehen.
Schon damals als wir noch im Kindergarten waren. Du warst immer meine Heldin,
hast jedem getrotzt und deine Meinung gesagt. Du hast dich selbst verraten
verdammt. Ich gehe jetzt schlafen und du solltest das auch tun. Du wolltest
doch morgen shoppen gehen.“ Er geht in den Wohnbereich und macht das Licht aus,
ich schleiche mich in mein Zimmer und gehe auf den Balkon. Er hat ja Recht, ich
habe mich selbst verraten. Aber manchmal ist es doch besser abzuhauen. Er weis
ja gar nicht alles was passiert ist. Dieses Kapitel wird geschlossen bleiben,
keiner wird das jemals erfahren, was in dieser Nacht noch passiert ist. Ich
gehe nun auch ins Bett, aber die Nacht durchbringe ich mit Albträumen von jener
Nacht.
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